Was ist budōbasiertes Achtsamkeitstraining (bbAT)?
Was ist budōbasiertes Achtsamkeits- training (bbAT)?
Budō ist der Oberbegriff für die japanischen Kampfkünste und setzt sich aus den Begriffen Bu (Kampf oder Krieg) und Dō (Weg) zusammen. Seit der Edo-Zeit (1603-1868) sind die ursprünglich kriegerischen Konnotationen mit einer Philosophie der Selbstentwicklung verbunden worden, und Teile der Kampfkunst haben sich zu einem „Weg des inneren und äußeren Friedens“ entwickelt.
Budōtherapie ist eine bewegungstherapeutische Methode, die Elemente des Budō, insbesondere jedoch die friedfertige Budō-Haltung, therapeutisch nutzt. Sie zielt darauf ab, psychische Erkrankungen zu lindern oder zu heilen, Gesundheit präventiv zu fördern, die Persönlichkeitsentwicklung und -entfaltung zu unterstützen, Team- und Konfliktfähigkeit zu stärken sowie Achtsamkeit, Friedfertigkeit und Mitmenschlichkeit zu fördern.
Im budōbasierten Achtsamkeitstraining werden im Sinne der Budōtherapie Achtsamkeitsübungen zur Schulung der Körperwahrnehmung sowie die „aufrechte Haltung“ im Stehen, Gehen und Sitzen sowie in verschiedenen Bewegungsformen praktiziert. Der Fokus liegt auf Übungen, die einerseits die eigenen Bedürfnisse (Volitionen) bewusst machen und andererseits einen bewussten und kontrollierten Ausdruck auf der Handlungsebene ermöglichen. Verschiedene Achtsamkeitstechniken in Ruhe (Zazen, Bodyscan, Atemübungen), in Bewegung (Kata, Kinhin, Tai-Chi) und als Naturerfahrung werden vermittelt und geübt, um eine differenzierte Selbst- und Fremdwahrnehmung zu fördern, sowie die Selbststeuerungsfähigkeiten im Sinne einer verbesserten Emotions- und Impulsregulation zu erweitern.
Die komplexe Achtsamkeit im Budō impliziert eine Sorge um den anderen und um die Lebenswelt, die durch das Konzept der Konvivialität – als „Kunst des Zusammenlebens“ und als Grundhaltung eines werteorientierten Konfliktmanagements – weiter präzisiert wird. Auch in der Psychotherapie bedeutet dies einen partnerschaftlichen, achtsamen, respektvollen und wertschätzenden Umgang miteinander. In der Budōtherapie verdichtet sich diese melioristische Grundhaltung in der Verneigung als spezifische Achtsamkeitsübung (Ich neige mich Dir zu), die mit der inneren Haltung der Zuneigung (Ich bin Dir zugeneigt) korrespondiert und auch das Versprechen umfasst, den anderen zu schützen (Ich achte darauf, dass Dir nichts geschieht). Damit erhält die Sorge um den anderen den gleichen Stellenwert wie die Sorge um sich selbst und mündet in die „Sorge um das Ganze“. Denn: Über die Integrität eines jeden wacht ein jeder. In diesem Sinne sensibilisiert Budōtherapie für einen feinfühligen, achtsamen und friedfertigen Umgang mit sich selbst und miteinander und schafft so die Basis für gelingende Auseinandersetzungen und gegebenenfalls harten, aber fairen Kampf – immer miteinander, niemals gegeneinander. Auf diese Weise werden Achtsamkeitsübungen zum Erkennen und Wahren der eigenen und der Grenzen anderer praktiziert und geübt.
noch mehr Budō
Seit 2011 werden unter dem Dach der Europäischen Akademie für bio-psycho-sozial-ökologische Gesundheit, Naturtherapien und Kreativitätsförderung (EAG) auch Weiterbildungen in Budōtherapie angeboten.
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„Bewegung erreicht unsere tiefste Natur. Tanz bringt diese zum Ausdruck.“